Freitag, 6. Oktober 2017

Warum finanzielle Bildung die beste Vorsorge ist


Aktien sind hochspekulativ, Rentenfonds sind nur für die Rente geeignet und der Zinseszins ist ausschließlich etwas für Fachleute. Immer noch ist es hierzulande um das Finanzwissen nicht zum Besten gestellt. Viele Bürger sind mangels Wissen bei Finanzfragen unsicher und begehen deshalb gravierende Fehler. „Finanzbildung ist aktiver Verbraucherschutz. Nur informierte Verbraucher haben die Chance, die Tragweite ihrer Entscheidungen zu verstehen. Es fällt ihnen dann leichter, in passende Finanzinstrumente zu investieren und individuelle Vorsorgelösungen einzurichten“, sagt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB). Deshalb ist es aus Sicht des FPSB unumgänglich, die Finanzbildung systematisch zu verbessern. Einen Beitrag zu mehr Aufklärung und Finanzwissen leistet der internationale Dachverband der Certified Financial Planner, zu dem auch der FPSB Deutschland gehört. Er veranstaltete im Rahmen der aktuellen Themenwoche „IOSCO World Investor Week“ den ersten weltweiten Finanzplanertag, den „World Financial Planning Day“ am 4. Oktober.

„Wer nichts weiß, muss alles glauben“, sagt der Volksmund. Diese Weisheit gilt auch beim Thema Finanzen. Wer etwa das Verhältnis von Risiko und Rendite bei der Geldanlage sowie der damit verbundenen Kosten nicht kennt, ist besonders anfällig für vollmundige Versprechungen dubioser Finanzberater. Und wer noch nie vom Effekt des Zinseszinses und dem Wirken unternehmerischer Tätigkeit gehört hat, dem geht möglicherweise auf lange Sicht ein hübsches Sümmchen durch die Lappen.

„Den Umgang mit Geld und wirtschaftliche Zusammenhänge kann man nicht früh genug lernen“, sagt Prof. Tilmes. Wer sich in Finanzangelegenheiten schlecht auskennt, nimmt beispielsweise eher einen Kredit auf, spart weniger oder bezahlt tendenziell höhere Gebühren für Finanzprodukte. Solche typischen Anlegerfehler sind oftmals zu vermeiden, wenn die Betroffenen schon im Vorfeld über mehr finanzielles Grundlagenwissen verfügen würden, meint der FPSB-Vorstand. „Gerade in Geld-Angelegenheiten ist es wichtig, sich selbst Grundwissen anzueignen, oder so lange nachzuhaken, bis man alle Daten und Fakten auch wirklich versteht“, rät Tilmes.

Nur wer gut informiert ist, kann auch seine Eigenverantwortung für die Altersvorsorge erkennen und wahrnehmen. Finanzwissen hilft nicht nur später bei der Wahl der Geldanlage, es hilft auch die Folgen von Verschuldung zu verstehen, Verträge zu durchblicken und eine finanzielle Schieflage zu vermeiden.

Besonders gravierend sind häufig die Fehler beim Thema Ruhestandsplanung. „Viele Menschen unterschätzen einfach, dass sie rechtzeitig und vor allem ausreichend für die Rente vorsorgen müssen“, informiert Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch wissenschaftlicher Leiter des PFI Private Finance Institute / EBS Finanzakademie der EBS Business School, Oestrich-Winkel, ist. Wer erst mit 45 statt mit 35 Jahren anfängt, monatlich für das Alter zu investieren, muss etwa die doppelte monatliche Rate aufbringen, damit er unter sonst gleichen Bedingungen mit 65 Jahren das gleiche Vermögen aufgebaut hat.

Professionelle Unterstützung durch unabhängige Finanzplaner

„Bei lebenslangen Ausgaben braucht es lebenslange Einnahmen. Und die Frage lautet, wie man diese Herausforderung lösen kann und ob die vorhandenen Einnahmeströme reichen“, so Tilmes weiter. Eine qualifizierte und unabhängige Finanzberatung kann hier Abhilfe schaffen. „Ein professionell erstellter Finanzplan kann dem verunsicherten Verbraucher helfen, entsprechende Defizite im Portfolio aufzudecken“, empfiehlt Prof. Tilmes. Die qualifizierten Fachleute, wie die vom FPSB Deutschland zertifizierten unabhängigen CERTIFIED FINANCIAL PLANNER (CFP®-Professional), unterstützen Anleger dabei, die individuell richtige Balance zwischen überschaubarem Risiko und angemessenem Ertrag zu finden.

„Wichtig ist dabei für den Berater, die gesamte finanzielle Situation des Anlegers im Blick zu haben“, so der FPSB-Vorstand. Das bedeutet, dass nicht nur die finanziellen Daten und „harte“ Fakten begutachtet werden, sondern vielmehr auch die individuellen persönlichen Themen der Vermögensinhaber und ihrer Familien eine entscheidende Rolle spielen. Doch ohne eine gute Finanzbildung der Verbraucher hat es auch der beste CFP®-Professional schwer, einen nachhaltigen Bewusstseinswandel herbeizuführen.
„Handeln setzt Wissen voraus“, betont Tilmes. Deshalb ist es eine grundlegende Notwendigkeit, dass der Verbraucher einen gewissen Informationsstand hat, um gemeinsam mit dem Finanzplaner langfristig gute und vernünftige Entscheidungen zu treffen.