Montag, 16. September 2013

Warum die Finanzindustrie ständig neue Fonds auflegt

Es ist immer wieder erstaunlich, wie kreativ die Finanzindustrie ist wenn es um das Entwickeln neuer Produkte geht. Und das Ganze hat auch durchaus Erfolg. Die Investmentbranche konnte in diesem Jahr bisher rund 180 Mrd. € neues Geld einsammeln, interessanterweise landeten davon 108 Mrd. € in Fonds, die jünger sind als ein Jahr. Wenn man die Fonds, die zwischen 1 und 3 Jahre alt sind dazurechnet, dann kommt man auf eine erstaunliche Zahl von 204 Mrd. €, dass bedeutet rund 24 Mrd. € sind aus bewährten, älteren Fonds abgezogen worden und in neuere, jüngere Produkte investiert worden.

Was ist hier nun zu kritisieren?
Vielleicht waren die alten Anlagen wirklich so schlecht, dass es einer Neujustierung des Vermögens bedurfte. Leider sieht die Realität oft anders aus. Hin und wieder ist es sicher korrekt, sich von sogenannten Depotleichen zu trennen. In der Praxis werden insbesondere neue Fonds von Banken gerne mit einem großen Werbeetat beworben und der Markt bearbeitet, man könnte auch sagen, die Depots der Altkunden werden nach Umschichtungsmöglichkeiten durchgekämmt um irgendwelchen Umsatz zu generieren, der der Bank neue Provsionen bringt, dem Kunden aber meistens nur neue Kosten.

Was ist nun falsch an neuen Fonds? 
Zum einen besteht bei diesen keine Historie, keiner kann nachvollziehen, wie sich diese in einer Krisensituation verhalten werden und ob in einer solchen das Geld der Anleger einigermaßen erhalten bleibt oder Kursrückgänge voll mitgemacht werden.Sämtliche Kennzahlen der Fondsanalyse wie vergangene Wertentwicklung, Sharp Ratio, Volatilität und andere sind noch nicht vorhanden. Diese Werte stehen frühestens nach 3 Jahren zur Verfügung, so dass sich erst dann eine vernünftige Aussage über die Fondsqualität treffen lässt.Welche Erfahrungen das Fondsmanagement hat, bleibt ebenfalls im Dunkeln, ja hin und wieder wird es sogar ad absurdum geführt, wenn man bei Recherchen feststellt, dass das gleiche Management dahintersteht, welches beim alten Fonds versagt haben soll und beim neuen jetzt aber alles richtig macht.  

Was können Sie als Anleger tun, um sich vor einem solchen Wildwuchs zu schützen?
Seien Sie misstrauisch gegenüber allen Angeboten, die Sie nach der Devise bekommen: Wir haben da etwas Neues, Besseres etc. Setzen Sie lieber auf bewährte Fondskonzepte, die auch schon einmal eine Krisensituation wie die Finanzkrise 2008 oder die Euroschuldenkrise 2011 mitgemacht und gemeistert haben. Ein gut strukturiertes Depot, welches langfristig ausgerichtet ist, braucht keine häufigen Wechsel. Lassen Sie sich vom Berater genau erklären warum sich die Rendite des Depots durch den Wechsel verbessert bzw. welches Risiko minimiert werden soll. Wenn dies nicht überzeugend geschieht, dann lassen Sie die Finger von dieser Anlage. Lassen Sie Ihr Depot einmal von einem unabhängigen Berater überprüfen. Die daraus gewonnen Erkenntnisse werden Ihrem Vermögen mehr auf die Sprünge helfen, als wenn man jedes neue, beworbene Produkt kauft.